Tudca

Was ist TUDCA?

Das Wort TUDCA ist ein Akronym. Es steht für den englischen Begriff Tauroursodeoxycholic Acid (= Tauroursodeoxycholsäure). Tauroursodeoxycholsäure wiederum ist die Bezeichnung für eine spezielle Gallensäureform. Sie kommt in einigen Tierarten vor – u. a. in Stieren und in Schwarzbären – und auch im Menschen. Beim Menschen macht Tauroursodeoxycholsäure jedoch nur etwa 3 % der Gallensäure aus. Tierische Gallensäuren werden in der traditionellen chinesischen Medizin seit Generationen zur Linderung von allen möglichen Krankheiten eingesetzt; in der westlichen Medizin spielten sie jedoch bis in die Fünfzigerjahre dieses Jahrhunderts keine Rolle. Das änderte sich, als Wissenschaftler herausfanden, dass TUDCA das Zusammenballen von körpereigenen Proteinen beeinflussen kann. Damit wurde die Substanz u. a. für die Alzheimertherapierung und für die ALS-Therapierung (ALS = Amyotrophe Lateralsklerose) interessant. 1956 gelang es japanischen Wissenschaftlern dann erstmals, TUDCA synthetisch herzustellen. Heute ist TUDCA im Bereich der Humanmedizin Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte; es wird u. a. als Heil- oder Linderungsmittel für Parkinson, für die Huntington’sche Krankheit, für ALS und für Leberzirrhose getestet. In Italien und in der Türkei ist TUDCA offiziell als Medikament für die Behandlung von Lebererkrankungen zugelassen.

TUCDA-Einsatz im Bodybuilding

Im Bodybuilding hat sich TUDCA längst als wichtige Substanz für Profis und für ambitionierte HobbyAthleten etabliert. Was die Säure da so beliebt macht, ist der Umstand, dass sie die Leberenzymwerte senken kann – diese Wirkung ist durch Studien zweifelsfrei belegt (vgl. Xiao-Li Pan et al. [2013]: “Efficacy and safety of tauroursodeoxycholic acid in the treatment of liver cirrhosis: a double-blind randomized controlled trial”). Warum ist das für Bodybuilder wichtig? Weil die Leber als wichtigstes Entgiftungsorgan im Körper durch den Konsum von anabolen Steroiden stark belastet wird. Orale Steroide, wie Metandienon (D-Bol), Stanozolol oder Oxymetholon, sind besonders lebertoxisch: Damit sie den sogenannten „First-Pass-Effekt“ überstehen, sind sie 17-alpha-alkyliert, d. h., sie sind molekular so aufgebaut, dass sie den Neutralisierungsversuchen der Leber widerstehen. (Gleiches gilt im Übrigen für Prohormone wie Superdrol, Halodrol, O-Bol, 11-Andro oder Trena-V). Die Leber gerät dadurch beim Konsum dieser Substanzen enorm unter Stress. Schon eine kurze mehrwöchige Stanozolol-Kur kann die Leber so stark belasten wie jahrelanger Alkoholkonsum. Am Ende droht vielleicht eine krankhafte Fettleber oder gar vollständiges Leberversagen.

Eine Supplementierung mit TUDCA kann den Leberstress zuverlässig reduzieren und einen Anstieg der Leberwerte verhindern. Und das ist noch nicht alles: Vorläufige Studienergebnisse deuten darauf hin, dass TUDCA den Organismus darüber hinaus auch vor den Auswirkungen eines dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegels schützen kann. Athleten, die außer anabolen Steroiden auch Wachstumshormon (HGH) verwenden, würden davon sehr profitieren, denn menschliches Wachstumshormon beeinträchtigt die Insulinsensitivität und kann bei längerem Abusus zu einer Insulinresistenz führen. Bodybuilder, die bereits Erfahrung mit TUDCA gemacht haben, berichten außerdem von einer besseren Fettverbrennung; allerdings konnte dieser Effekt in Studien bislang nicht bestätigt werden. Zwar zeigten Tierversuche, dass TUDCA die Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in das aktivere Hormon T3 fördert, doch ging dies nicht mit einem signifikant besseren Fettabbau einher.

Einnahme und Dosierung

Wie ist TUDCA im Hinblick auf optimalen Leberschutz zu dosieren? Effektive Dosierungen liegen im Bereich von 200 bis 500 Milligramm pro Tag. Höhere Dosierungen (manche Athleten verwenden über 1.500 mg täglich) sind zwar nicht schädlich, bringen aber keinen dem Verhältnis entsprechenden höheren Nutzen. Aber: Wenn die Verabreichung von 500 mg mittelfristig nicht zu einer Verbesserung der Leberwerte führt, sind Dosierungen über 1 g durchaus einen Versuch wert. Die meisten Hersteller von TUDCA-Präparaten dosieren ihre Produkte so, dass sich die Tagesdosis leicht mehrstufig steigern lässt. BRAWN Nutrition TUDCA enthält z. B. 60 Kapseln à 250 mg. Die Herstellerempfehlung liegt bei 2 Kapseln täglich; es können aber auch bis zu 6 Kapseln eingenommen werden.

Sicherheit und Nebenwirkungen

TUDCA gilt als ausgesprochen nebenwirkungsarm. Zwar ist bekannt, dass die Substanz die Verdauung und den Stuhlgang fördert, sodass sehr hohe Dosierungen zu Diarrhö (Durchfall) führen können bzw. einen sogenannten „Breistuhl“ auslösen können – das passiert aber selten und ist außerdem harmlos. In sehr seltenen Fällen kann es überdies zu dermatologischen Reaktionen (wie z. B. Nesselsucht) kommen. Bei den im Bodybuilding üblichen Dosierungen spielen diese Nebenwirkungen jedoch keine Rolle. In einer klinischen Studie, die sich mit den möglichen Auswirkungen von TUDCA auf die Insulinsensitivität beschäftigte, wurden Dosen von bis zu 1.750 mg täglich über mehrere Wochen von den Probanden gut toleriert (vgl. Marleen Kars et al. [2010]: “Tauroursodeoxycholic Acid may improve liver and muscle but not adipose tissue insulin sensitivity in obese men and women”). Es traten keinerlei Befindlichkeitsstörungen auf. Was Kontraindikationen angeht: TUDCA sollte nicht bei einer vorliegenden Entzündung der Gallenwege und auch nicht bei einem Verschluss der Gallenwege oder bei einer gestörten Gallenblasenkontraktion eingenommen werden.

Was Kontraindikationen angeht: TUDCA sollte nicht bei einer vorliegenden Entzündung der Gallenwege und auch nicht bei einem Verschluss der Gallenwege oder bei einer gestörten Gallenblasenkontraktion eingenommen werden.

TUDCA kaufen: Was ist zu beachten?

Wer TUDCA kaufen will, wird feststellen, dass er im Einzelhandel (Drogerien) und auch in den meisten großen Supplement-Shops nicht fündig wird. Das liegt daran, dass TUDCA offiziell ein Biopharmazeutikum in der Testphase ist. Es hat zwar den Status „Orphan Designation“ der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) inne und ist damit als Medikament grundsätzlich zulassungsfähig; in meisten europäischen Ländern steht die Zulassung allerdings noch aus (auch in Deutschland). Die amerikanische FDA hat TUDCA bislang ebenfalls noch nicht offiziell zugelassen. TUDCA ist damit zwar nicht verboten, aber schwierig zu bekommen. Nur sehr gut vernetzte Shops – wie Stayfocused – bieten TUDCA-Präparate zum Kauf an.

Wie kann man den Leberschutz noch verbessern?

Leberschutz sollte sich nicht in der Einnahme eines einzelnen Supplements erschöpfen – eine angepasste Ernährung ist ebenfalls wichtig. So sollte z. B. während einer Steroid- oder Prohormonkur mit Rücksicht auf die Leber auf allzu fettreiche Speisen verzichtet werden, denn Fett tut der Leber nicht gut. Spezielle Diätformen, die von einer hohen Fettzufuhr gekennzeichnet sind, wie etwa die Keto-Diät, sind in so einer Phase also nicht ratsam. Stattdessen sollte viel Gemüse gegessen werden. (Die Antioxidantien, die in grünem Blattgemüse enthalten sind, unterstützen nämlich die Leberfunktion.) Sinnvoll ist auch eine hohe Flüssigkeitszufuhr: Wer viel Wasser trinkt, erleichtert der Leber die Entgiftungsarbeit. Noch besser als Wasser sind Grüntee und Brennnesseltee. Diese Tees tragen in signifikantem Maße zum Leberschutz bei.

In puncto Supplementierung empfiehlt es sich, außer TUDCA auch OCT-Präparate ins Auge zu fassen. Gute OCT-Präparate wie etwa der On-Cycle-Support von AK74-Labs enthalten eine ganze Reihe von entgiftenden und leberunterstützenden Substanzen (z. B. Mariendistel und NAC), die die Wirkung von TUDCA unterstützen.

TUDCA und NAC: zusammen noch besser

Speziell NAC ist eine höchst sinnvolle Ergänzung zu TUDCA. „NAC“ steht dabei für N-Acetyl-LCystein, was eine besonders gut resorbierbare Form der Schwefelaminosäure Cystein ist. Sie hat zum einen antioxidative Eigenschaften und trägt zum anderen zu einer Detoxifikation der Leber bei.

Letzteres wurde im Jahr 2017 nachgewiesen, und zwar im Rahmen einer Studie, die die Folgen von Überdosierung mit Paracetamol untersuchte. (Das Schmerzmittel Paracetamol ist bekannt dafür, dass es die Leber stark belastet, weil es ungünstige Veränderungen in den Leberzellen hervorruft.) Bei Mäusen, die mit Paracetamol „vergiftet“ worden waren, bewirkte die kombinierte Zufuhr von TUDCA und N-Acetyl-Cystein (NAC) eine Abnahme sämtlicher Marker, die auf ein toxisches Geschehen in der Leber hindeuten. So verringerte sich etwa die Konzentrationen an Transaminasen; außerdem nahm der oxidative Stress ab, und es kam zu weniger Zelltod. Diese günstigen Effekte treten zwar auch schon bei einer Solo-Behandlung mit N-Acetyl-Cystein auf, sie zeigten sich nach der kombinierten Anwendung von TUDCA und NAC aber noch viel deutlicher. Man darf daher davon ausgehen, dass die Kombination aus TUDCA und NAC einen noch stärkeren therapeutischen Effekt auf die Leber hat als TUDCA allein.

Etliche Supplement-Hersteller tragen dieser Hypothese mit entsprechenden Kombi-Präparaten Rechnung. Das Präparat TUDCA+ NAC 90 Kaps von Applied Nutrition zum Beispiel liefert je Tagesdosis (3 Kapseln) 800 mg TUDCA und 900 mg NAC. Ein anderes Präparat, das dieselbe Wirkstoffkombination mit praktisch identischer Dosierung enthält, ist TUDCA + NAC 90 Caps von Supplement Needs. Beide Präparate sind hier im Shop erhältlich.

Fazit

Bodybuilding ist für sich genommen kein gefährlicher Sport – aber je nachdem, wie leistungsorientiert man ihn betreibt und welche Substanzen man sich zur Steigerung der sportliche Leistung zuführt, kann er zur Belastungsprobe für einige Organe werden. Dabei ist die Leber besonders gefährdet: Als Hauptentgiftungsorgan des Körpers muss sie mit allen potenziell toxischen Substanzen zurechtkommen. Ganz oben auf der Liste dieser „toxischen Substanzen“ stehen natürlich anabole Steroide, und hier insbesondere die oral zu verabreichenden. (Die Leberbelastung, die von injizierbaren Steroiden ausgeht, ist tatsächlich deutlich geringer – von Ausnahmen wie Stanozolol einmal abgesehen.) Prohormone sind nicht viel besser: Die meisten Prohormone schädigen die Leber fast im gleichen Maße wie orale Steroide. Und dann sind da auch noch die Schmerzmittel, zu denen so gut wie jeder Bodybuilder irgendwann im Laufe seiner Trainingskarriere greift. Nichtsteroidale Antirheumatika wie etwa Ibuprofen sind ebenfalls höchst lebertoxisch, schlimmer ist da nur noch Paracetamol. Mit TUDCA können Bodybuilderinnen und Bodybuilder ihrer Leber einen gewissen Schutz angedeihen lassen. Zwar ist TUDCA keine „kugelsichere Weste“ für die Leber, aber TUDCA macht die Leber immerhin erheblich widerstandsfähiger – und das nahezu ohne Nebenwirkungen. Wenn man also im Rahmen des Hantelsports schon Raubbau an seiner Leber betreibt, dann sollte man der Leber wenigstens TUDCA (oder noch besser TUDCA mit NAC) gönnen.