Ecdysteron

Was ist Ecdysteron?

Ecdysteron ist ein natürliches Steroid. Genauer: ein Ecdysteroid. Ecdysteroide kommen als sekundäre Inhaltsstoffe in zahlreichen Pflanzenarten und als Hormone in Insekten, Spinnen und Krebsen vor. Während ihre Funktion in den Pflanzen noch nicht eindeutig geklärt ist (man vermutet, dass sie bei der Abwehr von Schädlingen eine Rolle spielen), ist ihre Wirkung bei den Schalentieren bekannt: Sie bewirken die Einleitung der Häutungsphase und haben außerdem Einfluss auf die Fortpflanzung. 

Bis heute wurden etwa 200 verschiedene Ecdysteroide wissenschaftlich sondiert. Die meisten haben für Wirbeltiere und für Menschen keine Bedeutung, weil es in deren Organismus keine Ecdysteroid-Rezeptoren gibt. Trotzdem spielen zwei Ecdysteroide auch für Menschen eine Rolle: Turkesteron und Ecdysteron. Beide sind chemisch sehr ähnlich aufgebaut, sie unterscheiden sich nur marginal (Turkesteron weist im Gegensatz zu Ecdysteron eine Seitenkettenmodifikation der chemischen Struktur auf). Und beide fördern laut Studien die Proteinbiosynthese – sprich den Muskelaufbau!

Historie von Ecdysteron 

Die Existenz von Ecdysteroiden ist der Wissenschaft seit den 1980er-Jahren bekannt, und seit dieser Zeit gibt es auch Forschungen, die sich mit der Wirkung von Ecdysteroiden auf den menschlichen Stoffwechsel beschäftigen. In der ehemaligen Sowjetunion wurde Beta-Ecdysteron in Studien ein leistungssteigernder Effekt bescheinigt, woraufhin Ecdysteron zu einer Schlüsselsubstanz der sowjetischen Athletensupplementierung avancierte. Spätere Studien bestätigten zwar immer wieder die anabole Wirkung (u. a. Syrov [2000]: “Comparative experimental investigation of the anabolic activity of phytoecdysteroids and steranabols”, Pharmaceutical Chemistry Journal), aber da Ecdysteron bis dato nur mit sehr hohem Aufwand aus Pflanzen extrahiert werden konnte, war die Substanz für die Supplement-Branche zunächst nicht interessant. Das änderte sich in den 2010er-Jahren: Neue Verfahren erlaubten eine kostengünstige Ecdysterongewinnung – und so rückte Ecdysteron wieder in den Fokus der Sportnahrungsmittelforschung. Für Aufsehen sorgte dann im Jahr 2019 eine Studie der FU Berlin, über die das Deutsche Ärzteblatt berichtete: Sie zeigte, dass Ecdysteron selbst als niedrig dosiertes Supplement (<50 mg) den Kraftzuwachs fördert. Die WADA, die an der Studie beteiligt war, erwog daraufhin, Ecdysteron in allen Versionen (als Beta-Ecdysteron bzw. 20-Hydroxyecdyson und als Turkesteron) auf die Lister verbotener Substanzen zu setzen. Bislang hat sie aber nicht getan. Einer der Gründe für die Zurückhaltung der WADA in dieser Sache könnte der Umstand sein, dass Ecdysteron in verschiedenen Gemüsesorten vorkommt (u. a. im Spinat), und dass Sportler allein durch das Essen von großen Gemüsemengen auf eine genügend hohe Dosierung kommen würden. Ecdysteron ist deshalb nicht als Dopingmittel deklariert.

Wirkung von Ecdysteron

Erwiesen bzw. durch Studien belegt ist nur eine kraftsteigernde Wirkung; Ecdysteron soll gemäß den Erfahrungen von Anwendern aber auch 

• den Muskelaufbau förden, 
• die Muskelregeneration nach dem Training verbessern, 
• den Fettabbau forcieren und 
• das Immunsystem stärken. 

Wie stark diese Wirkungen jeweils sind, darüber gehen die Meinungen auseinander. Manche Athleten berichten von einer steroidähnlichen Aufbauwirkung, andere von einem eher milden Effekt, ähnlich wie bei einer Vitamin-B12-Kur. Insbesondere in puncto Kraftsteigerung fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. Bemerkenswert ist immerhin, dass selbst Athleten, die schon jahrelang trainieren, mit Ecdysteron immer noch Steigerungen erzielen konnten. Nicht verschwiegen werden soll allerdings, dass einige Anwender auch keinen Effekt bemerkten. Wie bei Creatin scheint es eine kleine Gruppe von „Non-Respondern“ zu geben, die von einer Supplementierung nicht profitieren.

Der „Haken“ an der Sache: Darum zweifeln einige Athleten an Ecdysteron

Trotz der wissenschaftlichen Nachweise für die Wirksamkeit von Ecdysteron erklären manche Bodybuilder, dass sie niemals Ecdysteron kaufen würden. Hauptgrund für ihre Zweifel: Menschen haben keine Ecdysteroid-Rezeptoren. Dass die Studie aus dem Jahr 2019 trotzdem Kraftsteigerungen im Zusammenhang mit einer Ecdysteron-Supplementierung nachgewiesen hat, könnte auch am mangelhaften Design der Studie gelegen haben, außerdem waren die Kraftsteigerungen nicht dramatisch (8,5 bis 9,5 kg im Bankdrücken; bei Kniebeugen zeigte sich keine signifikante Steigerung). Es ist auch nicht ganz klar, über welche Rezeptoren Ecdysteron tatsächlich im menschlichen Organismus wirkt. Auf Wikipedia heißt es, dass „unspezifische Wirkungen durch eine Aktivierung anderer Kernrezeptoren diskutiert“ werden. Außerdem gibt es die Theorie, dass Ecdysteron das Protein Myostatin blockiert, welches im menschlichen Körper das Muskelwachstum bremst. Ecdysteron hätte damit keine direkte aufbauende Wirkung, sondern eher eine „freiräumende“ Wirkung.

Nebenwirkungen von Ecdysteron 

Da Ecdysteroide den gonadalen Regelkreis im Körper (also den Geschlechtshormonhaushalt) nicht beeinflussen, haben sie auch keine der bekannten Anabolika-Nebenwirkungen. Sie unterdrücken bei Männern nicht die endogene Testosteronproduktion, fördern nicht das Prostatawachstum und gefährden auch nicht die Herzgesundheit. Bei Frauen erzeugen sie keine Vermännlichungserscheinungen. Bislang sind praktisch überhaupt keine Nebenwirkungen bekannt.

Unterschiede zwischen Ecdysteron und Turkesteron 

Ecdysteron, das auch „20-Hydroxyecdyson“ oder „Beta-Ecdysteron“ genannt wird, ist genauso wie Turkesteron ein Phyto-Ecdysteroid. Von allen bekannten Phyto-Ecdysteroiden sind 20-Hydroxyecdyson und Turkesteron die biologisch aktivsten. Die wesentlichen Unterschiede zwischen ihnen sind folgende: 

Welche Lebensmittel enthalten Ecdysteron? 

Wie oben schon erwähnt, ist Ecdysteron unter anderem in Spinat enthalten. Der Ecdysterongehalt in Spinatblättern beträgt je nach Wachstumsphase der Pflanze zwischen 5 % und 10 %. Um auf eine Dosis von 80 mg pro Tag zu kommen – mit Dosierungen in dieser Größenordnung wurden die meisten Humanstudien durchgeführt –, müsste ein Athlet also täglich mindestens 800 g Spinat zu sich nehmen. Wenngleich es einem erwachsenen Menschen durchaus möglich ist, solche Mengen zu verzehren, erscheint dies doch wenig praktikabel. Andere Lebensmittel, die Ecdysteron enthalten, sind weiße Champignons, Spargel, Quinoa und Yamswurzel; sie enthalten pro 100 g aber auch nicht mehr von dem Wirkstoff als die Spinatpflanze. Wer Ecdysteron eine Chance geben will, sollte deshalb auf entsprechende Supplemente – also auf Ecdysteron-Kapseln oder auf Ecdysteron-Pulver – setzen und konzentriertes Ecdysteron kaufen.

Einnahme und Dosierung 

Wie viel Ecdysteron ist täglich nötig, wenn man einen wahrnehmbaren Muskelaufbaueffekt erzielen will? Bei den meisten russischen Studien kamen 80–120 mg pro Tag zur Anwendung, bei der 2019er-Studie waren die Dosierungen noch geringer (6 mg bis knapp 50 mg). Die Empfehlungen der Hersteller liegen in der Regel bei mindestens 150 mg pro Tag. Es gibt auch deutlich höher dosierte Produkte, wie z. B. Ecdysterone von Nutra Innovations, das 250 mg pro Kapsel liefert.

Ecdysteron kaufen: Worauf sollte man achten? 

Ecdysteron- bzw. 20-Hydroxyecdyson-Produkte gibt es von zahlreichen Herstellern, u. a. von Pure Labs, von Project X und von Weider . Am bekanntesten ist wohl das Produkt von PEAK, da dieses bei der 2019er-Studie eingesetzt wurde. Wer Ecdysteron kaufen will, sollte vor allem auf den Wirkstoffgehalt pro Kapsel achten. Dieser ist nicht mit der jeweiligen Pflanzenextraktmenge gleichzusetzen, denn je nach Pflanze kann der Ecdysterongehalt im Extrakt höher oder niedriger ausfallen. Entscheidend ist deshalb die Standardisierung: Sie gibt an, zu wieviel Prozent ein Extrakt wirksames Ecdysteron enthält. Die tatsächliche Wirkstoffmenge lässt sich dann ausrechnen (sofern sie nicht auf dem Etikett angegeben ist). Beim Hersteller PEAK enthält jede Kapsel z. B. 2.000 mg Spinatextrakt, das auf 5 % Ecdysterongehalt standardisiert ist – die Wirkstoffmenge pro Kapel beträgt also 100 mg. Das Ecdysterone von GN Laboratories liefert pro Kapsel zwar nur 300 mg Cyotis-Arachnoidea-Wurzelextrakt, dafür sind diese aber auf 80 % Ecdysterongehalt standardisiert – die Wirkstoffmenge beträgt somit 240 mg.

FAQs 

1. Ist Ecdysteron legal? 
2. Wie lange sollte man Ecdysteron anwenden? 
3. Was ist besser –Ecdysteron oder Turkesteron? 
4. Kann man Ecdysteron mit Creatin kombinieren? 
5. Wie viel Muskelzuwachs kann ich von Ecdysteron erwarten? 

 Ist Ecdysteron legal?

Ja. Ecdysteron ist frei verkäuflich und keiner Mengenbeschränkung unterworfen. Dass es sich bei Ecdysteron chemisch gesehen um ein Steroid handelt, spielt keine Rolle (nicht alle Steroide sind verbotene bzw. verschreibungspflichtige Substanzen). Ecdysteron ist auch kein Dopingmittel. 

Wie lange sollte man Ecdysteron anwenden? 

Erfahrungsgemäß dauert es rund 4 Wochen, bis sich ein Effekt im Hinblick auf Muskelaufbau oder Kraftentwicklung bemerkbar macht. Die meisten Anwender nehmen Ecdysteron phasenweise ein: Auf eine Einnahmephase von 6 bis 8 Wochen folgt eine ebenso lange Pause, dann beginnt der nächste Zyklus. 

Was ist besser –Ecdysteron oder Turkesteron? 

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten – im Grunde handelt es sich ja um denselben Wirkstoff. Turkesteron ist molekular geringfügig anders aufgebaut und zeigte in Tierversuchen eine etwas bessere anabole Wirkung; entsprechende Humanstudien zum Vergleich zwischen Ecdysteron und Turkesteron liegen bislang jedoch nicht vor. Manche Athleten schwören auf Ecdysteron, andere auf Turkesteron. 

Kann man Ecdysteron mit Creatin kombinieren? 

Es spricht überhaupt nichts dagegen, die beiden effektivsten legalen Substanzen zur Steigerung der sportlichen Leistung miteinander zu kombinieren. Tatsächlich sind auf dem Markt bereits Kombi-Produkte erhältlich – ob es allerdings sinnvoll ist, beide Substanzen in einem Kapselprodukt zusammenzufassen, sei dahingestellt (schließlich bedeutet das, dass man die beiden Wirkstoffe dann nicht unabhängig voneinander dosieren kann). Da sowohl Ecdysteron als auch Creatin gewöhnlich kur- bzw. phasenweise über mehrere Wochen eingenommen wird, gefolgt von einer längeren Einnahmepause, kann man die beiden Supplemente aber auch abwechselnd einnehmen – z. B. 6 Wochen lang Ecdyseron, dann 6 Wochen lang Creatin, dann wieder 6 Wochen lang Ecdysteron usw. So hätte man als Naturalathlet jederzeit eine Unterstützung durch eine stark anabole [legale] Substanz. 

Wieviel Muskelzuwachs kann ich von Ecdysteron erwarten? 

Der erwartbare Muskelzuwachs ist von einer Reihe von Faktoren abhängig – in erster Linie natürlich davon, wie viel und wie gut man innerhalb der Ecdysteron-Einnahmephase isst. (Wer parallel zu seiner Ecdysteronkur eine strenge 2.000-kcal-Diät einhält, wird am Ende wahrscheinlich überhaupt keinen Muskelzuwachs verzeichnen können.) Man darf die Wirkung von Ecdysteron auch nicht mit der Wirkung von Extreme-Muscle-Builder-Produkten wie Prohormonen oder SARMs vergleichen: Während eine 8-wöchige Prohormon-Kur durchaus einen Muskelzuwachs im Bereich von 2 bis 4 kg bringen kann, bringt eine ebenso lange Ecdysteron-Anwendung bestenfalls die Hälfte davon, vielleicht auch noch weniger. Dafür ist Eceysteron aber in keiner Weise gesundheitsschädlich – und man kann die Anwendung jederzeit bedenkenlos wiederholen.